Hochwassereinsätze Mai/Juni 2013

An dieser Stelle möchten wir vom Hochwasser 2013 berichten. Für jeden Tag einen einzelnen Einsatzbericht zu schreiben erschien nicht sehr sinnvoll, so dass wir nun hier ganz einfach die Ereignisse anhand von Erinnerungen und Einsatzunterlagen in chronologischer Reihenfolge darstellen:

31.05.13

- Aufgrund der sich entwickelnden Hochwasserlage im Landkreis Greiz und den Nachbarlandkreisen sowie schon vereinzelt eingetretenen Schäden führt der Bürgermeister der Gemeinde Caaschwitz (bei Bad Köstritz) am Abend eine Krisenbesprechung zur Einsatzvorplanung durch. Da hierzu eingeladen nahmen an dieser auch zwei Führungskräfte des THW Gera teil.

01.06.13

- 06:35 Alarmierung durch die Leitstelle nach Anforderung aus Caaschwitz – stark steigender

Pegel, bis zum Abend verschiedene Maßnahmen zur Hochwasserbekämpfung. Unter anderem: Sandsacktransport, Sandsackverbau, Pumparbeiten, Radladereinsatz. Unterstützt wurden wir durch die Fachgruppe Wasserschaden/Pumpen des THW Borna mit einer Großpumpe und mehreren tragbaren Pumpen.

- Gegen 18:00 Uhr waren alle Fahrzeuge und Kameraden des THW Gera zurück in der Unterkunft. Der Ortsverband Borna blieb mit seinen Pumpen vor Ort und arbeitete über Nacht weiter. Geführt wurde diese Einheit über Nacht aus dem Stabsraum des THW Gera.

02.06.13

- 06:30 telefonische Rücksprache mit der Gruppenführerin vom THW Borna an der Einsatzstelle wg. weiterem Vorgehen

- 06:34 Abfrage der Pegelstände Greiz und Gera – Pegel stark steigend.

- 06:35 telefonische Info über Pegelsituation an THW Borna in Caaschwitz

- 07:20 Anruf von Gruppenführerin des THW Borna in Caaschwitz: Pegel schnell steigend, Pumpen der Feuerwehr aktuell defekt – Anforderung einer weiteren THW-Fachgruppe Wasserschaden/Pumpen

- 07:36 nach Rücksprache mit Bürgermeister Caaschwitz wurde über die THW Geschäftsstelle die Fachgruppe Wasserschaden/Pumpen vom THW Rudolstadt angefordert (ca. 11:00 in Caaschwitz eingetroffen)

- 08:05 Anfrage von THW Geschäftsstelle ob Einheiten des THW Gera für überörtlichen Einsatz verfügbar – auf Bitte des Zugführers THW Gera werden die Einheiten auf Grund der sich Entwickelnden Hochwasserlage vorerst in Gera belassen.

- ca. 08:15 Anruf Zugführer THW Gera bei Leitstelle und Führungsdienst der Feuerwehr Gera mit dem Hinweis dass das THW überörtlich abgerufen wird wenn keine Anforderung zum Einsatz in Gera besteht. Nach Anforderung und Unterstellung der THW-Einheiten bei der Stadt Gera können diese auch nicht mehr überörtlich durch die THW Geschäftsstelle abgerufen werden.

- 08:33 Alarmierung durch Leitstelle Gera: THW auf Bereitschaft wegen Hochwasser (Unterstellung bei Stadt Gera – überörtlicher Einsatz nicht mehr möglich).

- 09:35 Anfrage von Einsatzstelle Caaschwitz ob beim THW noch Sandsäcke vorhanden – Anforderung weitere Sandsäcke zu bringen. Ein Fahrzeug des THW Gera brachte anschließend 3000 leere Sandsäcke an die Einsatzstelle nach Caaschwitz.

- 10:51 THW Gera seit fast 2,5h in Bereitschaft und trotz sich fortentwickelnder Lage noch immer kein Einsatz, daher Hinweis per Fax an Leitstelle das Einheiten und Personal einsatzbereit im Ortsverband sind.

- 11:26 Anfrage vom Landkreis Greiz ob THW im Rahmen des Hochwassereinsatzes eine Transportfahrt übernehmen kann – Anfrage an THW Geschäftsstelle weitergeleitet

- 12:58 Anforderung der THW Geschäftsstelle ein kleineres Stromaggregat der Feuerwehr Nobitz bereitzustellen, dortiges Gerätehaus in Saara aufgrund Hochwasser ohne Strom. Nach Rückkehr von der Sandsacklieferung brachte selbiges Fahrzeug ein 5kVA-Aggregat zur Feuerwehr nach Nobitz (Saara)

- 15:09 Anruf von Einsatzstelle Caaschwitz: Wegen stark steigender Pegel kein Einsatzerfolg mehr in Aussicht, Gefährdung für eigenes Personal und Gerät. Nach Rücksprache mit Anforderer (Bürgermeister Caaschwitz) wird Einsatz vor Ort für die Einheiten des THW aus Borna und Rudolstadt abgebrochen.

- ca. 18:00 obwohl alarmiert und auf Bereitschaft im Ortsverband noch immer kein Einsatz für das THW. Telefonische Nachfrage beim Stab in der Feuerwehr. Antwort soll bei Rückruf erfolgen.

- 18:21 Rückruf vom Stab: Lage nicht so dramatisch. THW Gera wird nicht gebraucht und hiermit aus der Einsatzbereitschaft entlassen.

- 18:25 Rückmeldung bei THW Geschäftsstelle das Einheiten des THW Gera wieder verfügbar sind.

- ca. 19:00 Anforderung der THW Geschäftsstelle: 1.Technischer Zug ohne Fachgruppe zur Einsatzstelle in Wurzen (Sachsen). Fachgruppe soll im Ortsverband verbleiben und weiteren Einsatzauftrag erwarten.

- 19:42 nach Packen von Bekleidung, Schlafsäcken und Feldbetten rückte der Zugtrupp, die erste und die zweite Bergungsgruppe des ersten Technischen Zuges mit Ihren Fahrzeugen Richtung Wurzen ab. Bei der Fahrt durch Gera die ersten „Begegnungen“ mit Wasser auf den Straßen und Verwunderung das wir hier nicht gebraucht werden. An der Autobahnabfahrt Gera-Langenberg sammeln sich Katastrophenschutzeinheiten aus Süd- und Westthüringen – sie scheinen aber weiter in den Landkreis Greiz zu fahren.

- ca. 20:00 gerade das Hermsdorfer Kreuz in Richtung Norden passiert bekommen wir über einen Kameraden die Mitteilung per Handy das in Gera Katastrophenalarm ausgelöst wurde. Es wird unruhig in unseren Fahrzeugen – die Stimmung ist schlagartig am Tiefpunkt. Die THW-Helfer aus Gera, welche auch dort oder in der Umgebung wohnen und verständlicherweise auch vorrangig dort helfen wollen wurden weggeschickt… Und nun säuft Gera ab. – Wir haben es kommen sehen. Andere aus irgendwelchen Gründen nicht.

- ca. 20:10 Anruf der Landespolizeiinspektion Gera mit bitte um Hilfe. Das Objekt Theaterstraße wird vom Wasser bedroht. Sandsäcke werden benötigt. Durch den Zugführer bekommen die in Gera verbliebenen vier THW-Kameraden der Fachgruppe den Auftrag die Anforderung der Polizei zu übernehmen und die Landespolizeiinspektion mit Sandsäcken gegen das Hochwasser zu schützen. An die THW-Geschäftsstelle gleichzeitig die Meldung das Fachgruppe angefordert und gebunden ist – daher kein überörtlicher Einsatz möglich. Zumindest die vier THW´ler können nun in Gera zum Einsatz kommen.

- 22:10 Ankunft in Wurzen. Unverzüglich setzt sich der Zugführer mit der Führungsstelle vor Ort in Verbindung. Dem Verantwortlichen wird unsere Lage klar gemacht und um Entlassung aus dem Einsatz gebeten damit wir zurück nach Gera können. Dies alles auf eigene Kappe und nach wie vor ohne Anforderung aus der Stadt Gera. Man hat Verständnis für unsere Lage und klärt eine dreiviertel Stunde lang ab das wir zurückfahren dürfen. Dies war ein riesen entgegenkommen des Landkreises Grimma und der dortigen Führungskräfte. Wie wir im Nachhinein erfahren haben wurde dort jede Einsatzkraft gebraucht. An der für uns vorgesehenen Einsatzstelle waren wohl ca. 1000 Helfer im Einsatz!

03.06.2013

- 01:42 Wir rollen über die A4 wieder in Gera ein. Trotz Rückmeldung per Funk kein Einsatzauftrag.

- ca. 01:45 Unser Trupp bei der Polizei meldet das der Polizeidirektor den THW-Zugführer zwecks Besprechung der Einsatzmöglichkeiten des THW und Einschätzung der Lage sehen möchte.

- 02:00 Die beiden Bergungsgruppen sind mit Ihren Fahrzeugen zurück im Ortsverband, unser Zugführer ist beim Polizeidirektor zur Lagebesprechung.

- Zwischen 02:00 und 04:00:

- Nach der Lagebesprechung nimmt unser Unimog zwei Führungskräfte der Polizei auf und erkundet in dem watfähigen und geländegängigen Fahrzeug das überschwemmte Gera-Untermhaus.

- Auf „kurzem Dienstweg“ melden sich befreundete Kameraden der freiwilligen Feuerwehr und bitte um Hilfe beim Bergen eines „abgesoffenen“ Löschfahrzeugs. Natürlich machen sich sofort THW-Helfer von uns mit einem Fahrzeug auf den Weg und helfen. Das ganze eine halbe Stunde später erneut für ein zweites Löschfahrzeug. Bisher alles freundschaftliche Hilfe für Kameraden der Feuerwehr, kein offizieller Auftrag. Als die Anfrage für einen dritten „untergegangenen“ Feuerwehr-Lkw kommt fordert der Zugführer einen ordentlichen Einsatzauftrag durch die Einsatzleitung ein. Ab da: erster und dann andauernder Kontakt mit der Einsatzleitung und offizielle Aufträge! Bis ca. vier Uhr wird mit dem Unimog und zwei Einsatzkräften ein Evakuierungsversuch in Liebschwitz unterstützt. Anschließend Meldung an Einsatzleitung das wir in die dringend benötigte Nachtruhe gehen und ab 11:00 Uhr wieder für Einsätze zur Verfügung stehen.

- 11:00 Anmeldung und Verlegung unserer THW-Einheiten zur Einsatzleitung in der Berufsfeuerwehr

- 11:15 Einsatzauftrag für MTW, MzKw, Unimog: Kantstraße/Untermhäuser Straße/Leibnitzstraße

- 12:15 Einsatz für MTW 2.TZ und MzKw: Biermannplatz

- 12:33 Einsatzauftrag GKW 1.TZ: Brückenstraße

- 14:02 Einsatzauftrag für GKW 1.TZ: Conradstraße

- 15:05 Einsatzauftrag für GKW 1.TZ: Panndorfhalle

- 16:14 Einsatzauftrag MzKw: Langestraße

- 17:15 Einsatzauftrag GKW 2.TZ zur Unterstützung in Langestraße

- 17:28 Einsatzauftrag Unimog zur Suche einer vermissten Person

- 19:15 Einsatzauftrag Unimog zur Erkundung Pegel in Langenberg

- ca. 19:50 Einsatzauftrag MLW zur Abholung Wasserfässer aus Baumärkten für Sicherung Panndorfhalle

- 22:00 Einsatzstelle Panndorfhalle wird übergeben an Feuerwehr

- 22:46 Einsatzstelle Langestraße wird an Werkfeuerwehr des Betriebes übergeben (Werkfeuerwehr angereist aus Österreich)

- Rückverlegung aller THW-Einheiten zum THW-Ortsverband und Nachtruhe gegen 23:30.

Weitere Aufzählung nur noch chronologisch ohne Zeiten:

04.06.13

- Einsatzauftrag MzKw, MTW 1.TZ, GKW 2.TZ: Gutenbergstraße 1 Otto-Dix-Schule

- Einsatzauftrag GKW 1.TZ, Unimog: Milbitz

- EinsatzauftragMzKw, MTW 1.TZ, GKW 2.TZ: Tiefgarage Leibnitzstraße

- ca. 22:20 Übergabe Einsatzstellen an Feuerwehr, anschließend Rückverlegung und Nachtruhe

05.06.13

- Einsatzauftrag GKW 1.TZ: Lange Straße

- Einsatzauftrag MzKw, GKW 2.TZ, MTW 1.TZ: Lorzingstraße (mehrere Einsatzstellen)

- Einsatzauftrag MzKw, GKW 2.TZ, MTW 1.TZ: Böttgerweg und Am Grieß (mehrere Einsatzstellen)

- Einsatzauftrag MzKw: Conradstraße

- Einsatzauftrag MTW 1.TZ, GKW 2.TZ: Untermhäuser Straße

- Einsatzauftrag GKW 1.TZ: Thieschitz

- ca. 21:30 Nachtruhe

06.06.13

- Einsatzauftrag MTW 1.TZ, GKW 1.TZ, GKW 2.TZ, MzKw: mehrere Einsatzstellen in der Umgebung von Conradstraße, Tobias-Albert-str.

- Einsatzauftrag MTW 1.TZ, GKW 1.TZ, GKW 2.TZ, MzKw gemeinsam mit Feuerwehr: Aufbau einer Großpumpe des Katastrophenschutz Thüringen in Heinrichsgrün

- ca. 22:00 Nachtruhe

07.06.13

- Einsatzauftrag MTW 1.TZ, GKW 1.TZ, GKW 2.TZ, MzKw: mehrere Einsatzstellen in Heinrichgrün + umsetzen der Großpumpe des Katastrophenschutzes

- Einsatzauftrag MTW 1.TZ, GKW 1.TZ, GKW 2.TZ, MzKw: Dr.-Donath-Str.

- Einsatzende an diesem Tag ca. 20:30

08.06.13

- technischer Dienst im THW-Ortsverband, Instandsetzung defekter Einsatztechnik, Reinigung der Fahrzeugen, Ausstattung und Einsatzbekleidung

09.06.13

- frei für alle Kameraden des THW Gera, Rufbereitschaft bei dringenden Notfällen

10.06.13

- Einsatzauftrag GKW 1.TZ, GKW 2.TZ: Rückbau Großpumpe und Schlauchstrecken in Heinrichsgrün und Untermhaus

11.06.13

- Einsatzauftrag MTW 1.TZ, GKW 2.TZ: Restarbeiten nach Hochwasser (Sandsackentleerung etc.)

- Einsatzende

Diese Aufzählung ist nur ein grober Abriss über die Einsatztage und nicht 100% vollständig. Nicht enthalten sind auch die Kameraden die sich im Hintergrund um logistische Sachen und Verpflegung gekümmert haben. Weiterhin gab es an jedem Tag einen Helfer welcher mit einem Fahrzeug ausschließlich Versorgungsfahrten (Verpflegung, Kraftstoffe, Ersatzteile, etc.) und „Springerdienste“ übernommen hat. Außerdem war da noch: ein zusätzlicher Einsatz am 10.06.2013. Nach einer Anforderung der Autobahnpolizei unterstützten wir diese noch in den Abendstunden mit einem Fahrzeug bei einem Einsatz auf der A9.

Abkürzungen:

MTW:             Mannschaftstransportwagen/Führungsfahrzeug, Zugtrupp

GKW:             Gerätekraftwagen, Einsatzfahrzeug 1.Bergungsgruppe

MzKw:           Mehrzweckkraftwagen, Einsatzfahrzeug 2.Bergungsgruppe

1.TZ:               erster Technischer Zug

2.TZ                zweiter Technischer Zug

Unimog           sehr geländegängiger und watfähiger Lkw

MLW              Mannschaftslastwagen


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