Ausbildung im THW – Mehr als schönes Männerspielzeug

Vor zehn Jahren baute Roland Mirtschink sein Haus. Er setzte Großmaschinen, Werkzeuge, viel Kraft und Schweiß ein, um sein Heim nach seinen Vorstellungen zu gestalten. Heute ist er manchmal fast traurig darüber, dass das Gebäude steht und keinerlei Reparaturen notwendig sind. Denn der Umgang mit technischen Geräten reizt den Maschinenbauingenieur auch in seiner Freizeit. Daher entschloss er sich für ein Ehrenamt im THW.

Lange schon spielte der 51-Jährige mit dem Gedanken, ins THW einzutreten. Im Spätsommer 2013 war es dann so weit: Die Kinder waren nun etwas älter, verbrachten ihre Freizeit mit Freunden und eigenen Hobbies. Kurzentschlossen rief Mirtschink beim THW-Ortsverband Gera an und stellte sich vor.

Einige Gespräche und vier Wochen später begann die Grundausbildung in Gera, in die Roland direkt einstieg. Diese absolvieren alle Helferinnen und Helfer zu Beginn ihrer Karriere im THW. Dort lernen sie die wichtigsten Geräte und den Umgang mit ihnen kennen. Gleichzeitig erfahren sie Grundlagen über die Gefahrenabwehr sowie ihre eigene Sicherheit im Einsatz.

Die ersten Schritte: Wie läuft ein Einsatz ab?

Rund zehn Anwärter und Anwärterinnen standen an jenem Samstagsmorgen bereit. „Ich war erstaunt, dass sich doch eine ganze Truppe gefunden hatte“, meint Roland. Beim ersten Mal bekamen sie eine theoretische Einweisung: Was findet sich alles im Ortsverband? Wie ist das THW aufgebaut und wie läuft ein Einsatz ab? Danach zeigte der Ausbilder ihnen die Maschinen und Fahrzeuge. Richtig mit anfassen durften die Neulinge aber noch nicht – hierfür fehlte zunächst die Schutzausrüstung. Stattdessen übten sie die ersten Handgriffe richtig ein: Immer wieder Knoten knüpfen, noch einmal lösen, wieder von neuem knüpfen.

Systematisch in die praktische Ausbildung stieg das Team nach etwa vier Wochen ein. „Für mich als Techniker waren viele Dinge bekannt. Pumpen, Spritzen, auch die Großgeräte wie Stromerzeuger, Kipper und Radlader waren mir alle vertraut“, erzählt Mirtschink. Neu waren für ihn die hydraulischen und pneumatischen Werkzeuge. „Mit dem Hebekissen oder dem Hydraulikspreizer habe ich noch nie gearbeitet. Es hat schon was, diese Geräte einmal auszuprobieren.“

„Richtig viel Neues lernen“

Fast ein Jahr lang ging Roland Mirtschink regelmäßig jeden ersten und dritten Samstag im Monat für einige Stunden zur Ausbildung ins THW. Wer diese schneller absolvieren wollte, konnte an einem Crash-Kurs teilnehmen. Einige der Anwärter und Anwärterinnen machten von dieser Möglichkeit Gebrauch. Die meisten blieben jedoch ihrer Gruppe und den beiden Samstagen im Monat treu. Abgebrochen hat die Grundausbildung niemand. Für den Bauingenieur war die Kameradschaft in der neuen Gruppe ein bedeutender Grund, dabei zu bleiben: „Die Leute haben völlig unterschiedliche Voraussetzungen. Ob jung oder alt, Männlein oder Weiblein, wir sind alle total verschieden. Dennoch ist nie jemand bockig und es herrscht ein sehr angenehmer Umgang untereinander. Insgesamt gehen die Menschen im Ortsverband sehr respektvoll miteinander um – auch mit Personen, denen sie im Privatleben vielleicht sonst nie begegnen würden, weil sie einen ganz anderen Hintergrund haben als man selbst.“

Bei der Ausbildung kann der Technikfreund seine Erfahrung aus dem Beruf an die anderen weitergeben. „Selbst die Ausbilder profitieren manchmal von meinem Wissen“, sagt Mirtschink. „Auf der anderen Seite kann ich selbst sehr viel lernen. Ich freue mich, dass ich in meinem Alter noch einmal dazu komme, richtig viel Neues zu erfahren.“ Stur den Stoff durchbüffeln muss der Wahlthüringer dennoch nicht. „Das sind alles Sachen, die man lernen kann. Da ist nichts Unmögliches dabei. Und das Engagement im THW kostet nicht mehr Zeit als ich gerne investiere.“

Das Ziel in Sicht: Die Abschlussprüfung

Am Ende der Ausbildung gilt es, in der Abschlussprüfung das Gelernte praktisch und theoretisch unter Beweis zu stellen. Wer die Grundausbildung abgeschlossen und die finale Prüfung bestanden hat, der kann am Einsatzgeschehen teilnehmen. Und der darf sich auch für eine der vielen Spezialistenlaufbahnen entscheiden und sich entsprechend weiter schulen lassen. Wo es für Roland Mirtschink im THW hingehen soll, steht noch nicht fest. „Bergung wäre für mich ein interessantes Thema. Und den Berechtigungsschein für die Kettensäge würde ich gerne einmal machen. Aber über diese Fragen reden wir in den nächsten Wochen im Ortsverband“, erklärt er.

Den Schritt ins THW kann der gelernte Schlosser allen Interessenten nur empfehlen. Er findet, jeder sollte sich ehrenamtlich einbringen und dabei seine Fähigkeiten nutzen. „Ob man soziale oder technische Begabungen hat: Man kann sie immer zum Wohle anderer einsetzen. Und gerade wer eine Vorliebe für Technik hat, sollte das THW in Betracht ziehen.“

Neben dem Gedanken zu helfen profitiert Mirtschink auch selbst von der neuen Aufgabe. Er spürt, wie sich durch die Treffen mit den anderen seine Interessen und sein Horizont erweitern und durch den regelmäßigen Umgang mit den Geräten seine technischen Fähigkeiten. Nicht zuletzt: „Das ganze Männerspielzeug macht einen Heidenspaß!“

THW Leitung


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